Machart: Montageart oder Konstruktionsweise des Schuhs. Es wird damit die Befestigungsmethode des Schuhbodens am Schuhoberteil gekennzeichnet. Man unterscheidet grob zwischen genähten und geklebten Schuhmacharten (zu denen auch die angespritzten und vulkanisierten Böden gezählt werden können). Der Anteil der genähten Schuhe liegt Schätzungen zufolge unterhalb von drei Prozent weltweit. Unterschiedliche M. sind beispielsweise zwiegenäht, rahmengenäht, durchgenäht, flexibelgenäht, genagelt oder geklebt. Die M. hat einen entscheidenden Einfluss auf das Tragegefühl des Schuhs, die Passformbeständigkeit, die Haltbarkeit, die Reparaturfreundlichkeit und nicht zuletzt auf den Preis.
Marschriemen: Bei Schaftstiefeln, deren Rohr nicht zu öffnen ist, ein über den Spann verlaufender, in der Weite einstellbarer Riemen, der seinen Gegenhalt an der Ferse findet und durch eine Befestigung am Schuhboden in der Höhe nicht verrutschen kann. Der Sinn dieses Riemens ist es, einen guten Halt des Rückfusses bei einem gleichzeitig bequemen Einschlupf in den Stiefel zu gewährleisten. Somit sind auch längere Märsche (daher der Name) mit damit ausgerüsteten Stiefeln möglich.
Martin Grain: Die schottische Gerberei Martins hatte dem durch die Weidehaltung verkratzten Leder der schottischen Hochlandrinder bei der Zurichtung eine zweifarbige Musterung aufgeprägt. Damit waren diese Kratzer nicht mehr so deutlich sichtbar. Diese Art von Lederzurichtung wurde später auch von anderen Gerbereien angewendet und Scotchgrain genannt. Siehe „Scotchgrain“.
Massnehmen: Anhand von Messungen die Ermittlung der wichtigsten Form-, Längen-, Breiten- und Umfangmasse des Fusses. Auf Grundlage der Fussmasse werden die sog. Fussdokumente erstellt. Dabei ist der richtige Zeitpunkt zu treffen, an dem sich die Füsse in ihrem theoretischen Idealzustand (Mittelmass) befinden.
Massschuh: Nach den persönlichen Massen und Vorstellungen des Kunden individuell angefertigter Schuh. An den Füssen des Kunden wird Mass genommen und in der Folge anhand verschiedener Tabellen und Erfahrungswerte ein Massleisten aus Holz gefertigt, auf diesem Leisten das Schuhmodell konstruiert und ein Probeschuh angefertigt. Nach der Anprobe und einer eventuellen Leistenkorrektur werden dann die Schuhe nach den Vorgaben des Kunden hinsichtlich des Schuhmodells und der verwendeten Leder aufgebaut. Der Arbeitsaufwand ist vergleichsweise enorm (insgesamt 30-40 Stunden) und nicht automatisierbar.Die Qualität eines Massschuhs ist in erster Linie abhängig vom Können des Massschuhmachers. Gute Massschuhmacher sind in ganz Europa aufgrund der zurückgegangenen Nachfrage selten geworden. (Wien und London gelten immer noch als ein Eldorado für Massschuhe.) Ein typisches Kennzeichen eines guten Massschuhs ist die der Fusssohlenform nachgebildete dreidimensionale Brandsohle. Massschuhe kosten ein Vielfaches eines hochwertigen Fabrikschuhs und bieten nur demjenigen wirkliche Vorteile, der keine gut passenden Konfektionsschuhe findet oder sehr individuelle Designvorstellungen hat. Vielfach werden Massschuhe nur aus Prestigegründen oder Tradition getragen, ohne dass wirkliche Vorteile erkennbar wären. Denn eine absolute Präzision hinsichtlich einer perfekten Passform ist auch mit einem Massschuh nicht erzielbar. Das hängt einerseits mit den Toleranzen im Material und im Arbeitsprozess zusammen; vor allem aber mit dem Fuss selbst, da dieser am Tag des Massnehmens unter Umständen eine andere Form aufweist als er es gemeinhin tut und zudem seine Form während der Bewegung und Belastung verändert. Ferner sind Massschuhe immer nur ein Kompromiss zwischen einer bestmöglichen Passform und den optischen Designvorstellungen des Kunden. Massschuhe sollten nicht mit orthopädischen Massschuhen verwechselt werden, die für kranke Füsse angefertigt werden.
Mastbox(leder): Grosse Felle von nicht mehr nur mit Milch ernährten Kälbern bzw. das daraus gewonnene Leder (in Deutschland über 18 qfs). Manchmal werden fälschlich auch Leder aus kleinen Rindhäuten so bezeichnet. Synonym: Mastkalbleder.
McKay-Machart: Von Gordon McKay 1859 erworbenes Patent für die mechanisierte Durchnäh-Machart, bei der mit einer von L. R. Blake ein Jahr zuvor erfundenen speziellen Langhorn-Nähmaschine die Sohle durch die Brandsohle hindurch direkt und ohne Rahmen angenäht wird. Erkennbar an der Durchnähnaht im vorderen Teil des Schuh auf der Brandsohle. Synonym: Blake-Machart.Siehe „Durchgenähte Machart“, „Blake-genäht“.
Medaillon: Ornamentale ein- oder zweireihige Verzierungsnaht auf dem Vorderblatt von Westernstiefeln. Jede Werkstatt pflegt ihr eigenes Design, so dass am Medaillon erkannt werden kann, welcher Stiefelmacher dieses Paar gefertigt hat. Entfällt bei Schäften aus exotischem Leder.
Membran: Dünne, nur zum Teil durchlässige (semipermeable), trennende Schicht (lat. membrane „Häutchen, Haut“). Im Bekleidungssektor Bezeichnung für wasserdichte, aber atmungsaktive Trennschichten. In der Bekleidungstechnik ein dünner Kunststofffilm, der für einige Stoffe durchgängig ist, und andere oder andere Molekulargrössen nicht hindurch lässt. Zwei Funktionsprinzipien werden unterschieden: 1. Der Wasserdampf entweicht durch kleine Poren, die aber zu klein für Wassertropfen sind, so dass die Wassertropfen draussen bleiben (mikroporöse Materialien). 2. Die Wasserdampfmoleküle werden auf elektrochemischem Weg nach aussen transportiert. Die Moleküle werden aufgenommen und hangeln sich durch das wasserdichte Material. Hierbei handelt es sich um kompakte Materialien, nicht zu verwechseln mit Kompaktbeschichtungen. Zur Herstellung: 1. Membran: eine wasserdichte Membran wird zuerst separat hergestellt und anschliessend auf ein Trägergewebe (meist Polyamid) laminiert oder zwischen Oberstoff und Futter „gehängt“ (Z-Liner) 2. Beschichtung, meist aus Polyurethan: wird direkt auf das Trägergewebe aufgebracht. Werbeträchtig auch als Klimamembranen bezeichnet. Vergleichend betrachtet bieten die auf dem Markt erhältlichen Membranen grosse Qualitätsunterschiede (bis um den Faktor 5) hinsichtlich der Wasserdampfdurchlässigkeit. Die hauchdünnen Membranen (Sympatex ist nur einen hundertstel Millimeter stark) werden der besseren Haltbarkeit wegen mit einem textilen Trägerstoff zu einem Laminat verarbeitet und in dieser Form zwischen Futter und Aussenschaft in Schuhe eingearbeitet.
Für gepflegte Lederschuhe sind die zwischen Futter und Oberleder liegenden Membranen meist überflüssig. Sinnvoll sind sie nur dort wo permanente Nässe den Schuh umgibt. Weil der Sättigungsdampfdruckausgleich als Funktionsprinzip allen Membranen zu Grunde liegt, sind damit auch verschiedene negative Eigenschaften verbunden, die den Einsatz von so genannten Klimamembranen bei Schuhen sehr umstritten macht. Die atmungsaktiven Materialien stossen schnell an ihre Grenzen, was den Transport von Schweiss betrifft. Labormessungen zufolge ist trotz des o. g. teils erheblichen Unterschieds bei der Wasserdampfdurchlässigkeit der einzelnen Membranen, kein spürbarer Wirkungsunterschied beim Tragen von damit ausgerüsteten Schuhen in der Praxis zu verzeichnen. Ein typischer Einsatz sind Membranen in Bergschuhen, die in kalten und nassen Umgebungen (Schnee, Eis) getragen werden.
metallisiertes Leder: Dem Perlglanzleder ähnliches Leder mit glänzendem Überzug, wo für die Endzurichtung Metallpuder zugegeben oder eine Metallfolie aufgebracht wird.Oft mit einem changierenden (Perlglanz, Perlmutteffekt) Oberflächencharakter.
Meyersche Linie: Gerade Verbindungslinie zwischen dem Mittelpunkt der Ferse und dem Grosszehenballen, gemessen an der Trittspur. Diese Linie legt die Begrenzung der inneren Leistenkante und somit einen Teil des Verlaufs des Brandsohlenumrisses fest. Synonym: Abwicklungslinie. Siehe: „Abwicklungslinie“, „einballig“, „zweiballig“.
Miami-Verfahren: Variante der zwiegenähten Machart, bei der vor dem Ausballen ein Überzugstreifen auf den horizontalen Part des Rahmens aufgelegt wird. Dieser wird dann zusammen mit dem Rahmen und der Zwischensohle vernäht. Anschliessend wird der Überzugstreifen etwas hochgebogen, so dass er vor der Einstechnaht sich aufwölbt und diese somit einen zusätzlichen mechanischen Schutz hat. Der untere Teil des Überzugstreifens wird unter die Zwischensohle geschlagen und zusammen mit der Laufsohle an diese geklebt.
Miesbacher: Oberbayerischer Haferlschuh mit seitlicher Hakenschnürung, einem geschwungenen hohen Barockabsatz und brogueähnlichen Verzierungen. Siehe „Haferlschuh“, „Goiserer“.
Mineralgerbung: Mit Mineralsalzen (z. B. Chrom, Aluminium, Zirkonium, Eisen) gegerbtes Leder, also in der Regel eine Chromgerbung. Siehe „Chromgerbung“.
Mischgerbung: Kombination von Gruben- und Fassgerbung. So werden beispielsweise Vacheleder langsam in der Grube angegerbt und im Gerbfass weitergegerbt. Die Mischgerbung bietet die Möglichkeit den Gerbprozess zu beschleunigen oder die Qualität des Leders zu verbessern. Je länger die Gerbung in der Grube dauert, desto besser ist die Qualität des Leders.
Mischware: Siehe „Emulsionscreme“.
Modeleder: Leder mit ungewöhlicher Oberfläche (verziert mit Drucken, teilweise Lackschichten, aufgeplüschten Fasern, Folien, aufgepulverte Metallicpigmente oder ähnlichem).
Modellschablone: Grössen- und relationsrelevanteSchablone für die Schaftteile. Sie gibt an, wo die Schaftteile aneinandergefügt werden, zeigt alle Linien, Bögen und Verzierungselemente auf. Mit ihrer Hilfe entstehen weitere Schablonen für die einzelnen Teile des Schaftes.
Mokassin: Weicher, sehr flexiblen Schlupfschuh ohne Verstärkungskappen und ohne Absatz mit typischen Schaftschnittelementen. Ursprüngliche Fussbekleidung der nordamerikanischen Indianer. Als ein Schuhbasismodelle gilt der Mokassin zugleich als eines der Ur-Schuhmodelle der Menschheit und leitet sich vom Fusssack ab. Die ersten Mokassins waren noch ohne den für dieses Schuhmodell heute so typischen und für eine gute Passform entscheidenden U-förmigen Blatteinsatz (Mokassineinsatzteil) über dem Vorderfuss. Stattdessen war das unter der Fusssohle herumgeführte Leder (Mokassinunterteil) einfach oberhalb des Fussrückens zusammengenäht. Sohle und Schaft bestehen somit aus einem Stück weichen Leders (Bison-, Hirsch-, Karibu- oder Elchleder). Der Blatteinsatz kann auch aus dem in einzelne Streifen auslaufenden Schaft geflochten sein (einteiliger Mokassin). Mokassins sind sehr flexibel und anschmiegsam. Mokassin bieten dem Fuss nur wenig Schutz und keinerlei Stütze. Siehe „Mokassin-Machart“, „Lazy Stich“, „Loafer“.
Mokassinblatt: Über dem Fussrücken gelegenes, an drei Seiten mit dem Mokassinunterteil vernähtes U-förmiges Schaftteil des Mokassin. Synonym: Mokassineinsatzteil. Siehe „Mokassineinsatzteil“.
Mokassineinsatzteil: Oberes, U-förmiges Teilstück eines Mokassinschaftes, welches oberhalb des Fussrückens liegt und mit der Mokassinnaht am Mokassinunterteil befestigt ist und dadurch einen Mokassinschaft ergibt. Statt einer Naht war bei den Originalmokassins, durch das in Flechtriemen am Rand auslaufende Mokassinunterteil, der Blatteinsatz eingeflochten.
Mokassin-Machart: Ein Mokassinschaft (bestehend aus Mokassinunterteil und Mokassineinsatzteil) beinhaltet zugleich die Sohle, da – anders als bei anderen Macharten – der Schaft (genauer: das Mokassinunterteil) von unten um den Leisten geführt wird. Mokassins haben also keine separate Brandsohle. Auf der Oberseite wird dann, um die Passform an die Fussbreite anzupassen, ein Mokassineinsatzteil eingenäht. Diese Naht (Mokassinnaht) ist meist auffällig und wird üblicherweise von Hand ausgeführt. Manchmal wird eine komplette oder eine Teildecksohle eingelegt. Mokassins sind vergleichsweise einfach und günstig zu fertigen, da der Schaft nur aus zwei Teilen besteht und eventuell noch eine Laufsohle und vielleicht eine Decksohle hinzukommt. Während der Herstellung kommt der dampfe Mokassinschaft auf eine beheizbare Leistenform (sog. Mokassinbügelmaschine), um die Falten im Zehenbereich (wichtig für den Formerhalt) etwas auszugleichen und seine Form durch das Trocknen zu stabilisieren. Zur Verbesserung der Haltbarkeit von Mokassins wird oft eine zusätzliche Laufsohle angebracht.
Mondopoint: Einheitliches internationales Schuhmass (identisch mit ISO 2816). Die bisherigen Längenmasse werden nach der Brandsohlen- bzw. Leistenlänge berechnet und sind deshalb oft von Modell zu Modell verschieden. Unterschiedliche Spitzenformen verhindern daher ein einheitliches Masssystem. M. wird deshalb nach dem Fuss berechnet und ist modellunabhängig. Bisher hat sich das System nur bei Skischuhen durchgesetzt. Die Schuhgrösse nach M. entspricht der Fusslänge in Millimetern und dem Fussumfang. Der Umfang wird auch in Millimeter gemessen, aber in Prozent der Fusslänge ausgedrückt. So bezeichnet die M. Schuhgrösse 280/94 einen Schuh, der für einen Fuss mit einer Länge von 280 mm und einem Ballenumfang von 263 mm (94 % von 280 mm Fusslänge). Als Abstufung von Grösse zu Grösse sieht das Mondopointsystem 7,5 mm bei den Schuhlängen für preiswertes Strassenschuhwerk und 5 mm für höherpreisige Qualitätsschuhe vor. Sechs Weiten soll es geben. Für Damenschuhe 92, 97 und 102. Für Herrenschuhe 91, 96 und 101. Bei dem Mondopointsystem wird die Fusslänge im Stehen (belasteter Fuss) gemessen. Deshalb müssen die normalen Spitzenzugaben (10 - 15 mm) bei der Umrechnung von anderen Masseinheiten (Stich oder Size) bei der Umrechnung in M. abgezogen werden. Durch intensive internationaler Fachdiskussionen wurde M. inzwischen weiterentwickelt (ausgedrückt durch den neuen Standard ISO 9407). In den nun gültigen zwei Mondopointsystemen R1 und R2 wird neben der Fussbreite auch das Ballenumfangsmass berücksichtigt. Siehe „Schuhgrössen“.
Monk: Abgekürzte Wortform für Monkstrap, einem mit einer oder zwei Schnallen zu schliessendem Halbschuh. Die Bezeichnung „Monk“ (engl.: Mönch) deutet auf seinen angeblichen Ursprung bei Mönchen hin, der jedoch nicht nachzuweisen ist. Siehe „Monkstrap“.
Monkstrap: Schnallenschuh. Ein M. ist ein Halbschuh, der aus Vorderblatt und Seitenteilen besteht und einem Derby ähnelt. Von diesem unterscheidet er sich durch eine seitliche Schnalle, welche die Seitenteile zusammenhält. M. mit zwei Schnallen werden Doppelmonk genannt. Synonym: Monk. Siehe „Monk“.