Wadenweiten: Wichtige Umfangsmasse für die Herstellung und spätere Passform eines Schaftstiefels. Konfektionsstiefel werden pro Schuhgrösse in drei verschiedenen Wadenweiten angeboten. Die Stufung von Schuhgrösse zu Schuhgrösse beträgt 3, 3,5 oder 4 mm, abhängig vom Schuhlängenbereich. Die Stufung von Weite zu Weite beträgt 14 bzw. 18 mm, abhängig von der Schuhgrösse. Massgefertigte Schaftstiefel orientieren sich nicht nur am Mass der dicksten Stelle des Unterschenkels (Wadenumfang) sondern nehmen an verschiedenen Stellen des Beins die Umfangsmasse.
Walkfilz: Textiles Flächengebilde dessen Struktur durch wirres Ineinandergreifen und Verfilzen von Wollfasern mit Haaren von Rindern, Hasen, Kaninchen, Ziegen oder Kälbern unter Einwirkung von Druck, Rüttelbewegung, feuchter Wärme und Walkmitteln (z. B. Seife) entsteht. Die Intensität und Dauer des Walkens bestimmt die Dichte und auch die Qualität des Filzes. Zur Verbilligung können auch Baumwolle, Flachs, Jute oder synthetische Fasern beigemischt werden. W. ist ein harter, fester und kratziger Filz.
Walkkante: Vor dem Nähen des Schaftes wird das Leder auf einem formentsprechenden dreidimensionalen Holzblock gewalkt, um es vorzuformen. Bei Stiefeln ist dies besonders wichtig, wenn der Schaft nicht aus vielen einzelnen Stücken zusammengesetzt sein soll. Durch das Schaftwalken entsteht eine sichtbare W. im Schaft, die mittig über Fussrücken und Spann verläuft. Sie sorgt für den Formschluss an Fussbeuge und Fussrücken. Schuhe und Stiefel aus wenigen Schaftteilen werfen ohne ausreichend gewalkte Schafteder Wellen und können den Fuss drücken. Ausserdem liegen sie nicht überall am Fuss an, so dass eine schlechtere Passform die Folge ist.
Waschbares Leder: Leder, das seine Eigenschaften (Geschmeidigkeit, Farbe) auch nach einem Waschvorgang behält. Darunter fallen die meisten Rauleder.
Wasseraufnahmevermögen: Leder besitzt durch den Gehalt an Aminosäuren in seinem Kollagen die Eigenschaft, grössere Mengen Feuchtigkeit an sich zu binden: Selbst bei einem Gehalt von 20-30 % fühlt es sich noch nicht feucht an.
Wasserdampfdurchlässigkeit: Eigenschaft Wasserdampfmoleküle durch ein Material hindurch passieren zu lassen. So kann ein mit einer Wachspaste imprägnierter Lederschuh den in Form von Wasserdampf entstehenden Schweiss nach Aussen entweichen lassen und gleichzeitig die wesentlich grösseren Wassertropfen von Aussen abhalten. Um die Wasserdampfdurchlässigkeit (Mass für die Atmungsaktivität bzw. die Weiterleitung von Feuchtigkeit) nicht zu vermindern oder gar zu unterbinden, sollte das Oberleder nur sehr dünn mit Pflegemittel eingerieben und eine reine Fettcreme nur selten verwendet werden. Gemessen wird die Menge an Wasserdampf/Feuchtigkeit auf zwei grundsätzliche Arten: Der Feuchtigkeitsdurchlass (MVTR) in g/qm über 24 Stunden (wobei ein höherer Wert die bessere Atmungsaktivität bedeutet) und der Wasserdampfdurchgangswiderstand nach EN 31092, Ret-Hautmodell, in qm Pa/W (hier bedeutet ein niedrigerer Wert höhere Atmungsaktivität). Siehe „Atmungsaktivität“.
Wasserdichtes Leder:Nach der Gerbung speziell wasserabweisend zugerichtetes Leder. Früher nur durch starke Fettung, heute auch durch Imprägnierung mit Silikonen oder Fluorcarbonharzen wasserabweisend.
Wasserlasche: Siehe „Staublasche“, „Balgverschluss“.
Wasserware: Siehe „Emulsionscreme“.
Wasserwerkstatt: Erste von drei Hauptabteilungen des Gerbprozesses. Hier werden die Häute auf das eigentliche Gerben vorbereitet (gesäubert, enthaart usw.). Der Name kommt von dem starken Einsatz von Wasser bei diesen Arbeiten. Typische Arbeitsgänge der Wasserwerkstatt sind: Weichen, Entfleischen, Schwöden, Äschern, Spalten, Entkalken, Beizen und Glätten. Die Wasserwerkstatt entscheidet wesentlich mit über die Qualität des später entstehenden Leders.
Waterproof(-leder): Handelsbezeichnung für chrom- oder kombiniert gegerbte, wasserabweisend zugerichtete Leder. Von waterproof, dt. wasserdicht. Siehe „wasserdichtes Leder“.
Weejun: Lofermodell und Bezeichnung des Ur-Pennyloafers der nordamerikanischen Firma Bass. Der Name leitet sich von „Norwegian“ ab, weil der Chef von i Schuhe dieser Art bei einem Urlaub in Norwegen gesehen hatte.
Weite: Kurzform für Schuhweite. Bezeichnung für das Umfangmass, welches an unterschiedlichen Stellen des Fusses ermittelt wird. Am gebräuchlichsten ist die Ballenweite, aber auch Ristweite, Fersenweite und Wadenweite (für Stiefel) sind üblich. Für Massschuhe sind Weitenmasse unerlässliche Anhaltspunkte für die Leistenkonstruktion. Die „deutschen Weiten“ sind mit Buchstaben bezeichnet, gehen zumeist von D bis M, mittlere Weiten sind E, F und G. Normalerweise sind jedoch für kontinentale Schuhgrössen (frz. Stich) Weitenmasstabellen mit numerischer Bezeichnung (1 bis 10) gebräuchlich. Das englische System arbeitet mit Buchstaben. Die amerikanischen Weitensysteme sind ebenfalls durch Buchstaben gekennzeichnet, die auch in doppelter und dreifacher Wiederholung (z. B. EEE) angegeben sind. Ähnlich wie bei den Grössenbezeichnungen sind Weitenklassifizierungen unterschiedlicher Schuhhersteller selten miteinander vergleichbar. Siehe „Schuhweite“, „Schuhgrössen“.
Wellington: Schaftstiefel, der als Militärmarschstiefel angeblich von General Wellington für die englischen Truppen in den napoleonischen Kriegen eingeführt wurde. Im Gegensatz dazu waren die deutschen Truppen des General Blücher mit Schnürschuhen (daher die Bezeichnung Blucher; s. dort) ausgerüstet. Eines der Stiefelmodelle, das wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Westenstiefels hatte.
Welted: Englischer Begriff für rahmengenäht. Siehe „rahmengenäht“.
Wendegenähte Machart: Schaft und Laufsohle werden klebegezwickt, dann „auf links“ mit einem Wendestich (Kettenstichnaht) miteinander verbunden und nachdem dies geschehen ist, umgekrempelt („auf rechts“ gedreht), gewendet. Eine Brandsohle fehlt, weshalb der Schuh sehr biegsam ist. Üblicherweise wird eine Decksohle einklebt. Um solche Schuhe maschinell herzustellen sind Wendenähmaschinen, Decksohleneinnähmaschinen und Wendemaschinen erforderlich. Häufig wird in der Gelenkpartie zuviel Material mit eingenäht, wodurch der Schaft an dieser Stelle einfällt und der Schuh seine Form verliert. Die gewendete Bodenbefestigung ist von aussen schwer zu erkennen, weil die Verbindungsnaht (Wendenaht) innenliegend ist. Diese Machart wird vornehmlich zur Herstellung von Hausschuhen angewendet und soll der Ursprung für das Sprichwort „Umgekehrt wird ein Schuh daraus“ sein. Synonym: gewendete Machart. Siehe „Chausson-Machart“, „gewendete Machart“.
Westernstiefel: Auch Westernboot oder Cowboystiefel. Ein rahmengenähtes unisex Stiefelgrundmodell, das sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. aus verschiedenen Stiefelformen (Kavalleriestiefel, mexikanische Stiefel usw.) als Arbeitsschuhwerk für die Cowboys entwickelt hat. Heute bezeichnet dieser Begriff eine Gruppe teils sehr unterschiedlicher Stiefel (Packer, Engineer Boot u. a.), die insbesondere in den USA und Mexiko sehr populär sind. Im engeren Sinn versteht man unter einem Westernboot einen Stiefel mit einem vierteiligen Schaft, einem etwa 30 cm wadenhohen Schaftrohr mit Seitennähten und einem etwa 4 cm hohen, zumeist abgeschrägten Absatz, der in der Regel eine eng zulaufende Schuhspitze hat, die aber auch gerundet sein kann. Das Schaftrohr ist entweder eng anliegend oder etwas weiter und der Schaftrand bogenförmig, wodurch sich von vorne betrachtet ein V-förmiger Einschnitt ergibt. W. werden häufig mit Steppnähten und farbigen Lederinlays verziert, sowie aus exotischem Leder für den Aussenschaft gefertigt (Fisch- und Schlangenhäute, Kroko, Strauss, Elefant, Ameisenbär u. a.) Siehe „Medaillon“, „Inlay“, „Overlay“, „Roper“.
Wet blue: Aufgrund der durch die Chromgerbung entstandenen gräulich-bläulich-weissen Färbung eine Bezeichnung für nicht weiter zugerichtetes Leder, das in diesem Zustand an die Färberei verkauft wird.
Wet brown: Pflanzlich gegerbtes Leder.
Wet white: Synthetisch weissgegerbtes Leder.
Wetterschutzrand: Bei Wanderschuhen ein Gummirand, der die Verbindung von der Sohle zum Schaft abdeckt, einige Zentimeter auf den Schaft hinaufreicht und rings um den Schuh herum verläuft. Er hat eine zusätzliche mechanische Schutzfunktion, sowohl für den Übergangsbereich der Sohle zum Schaft als auch für das Obermaterial im unteren Schaftbereich. Ebenfalls bietet er einen zuverlässigen Eindringschutz gegen Nässe. Von Nachteil ist die durch ihn verminderte Atmungsaktivität und eine gewisse Behinderung des ungehinderten Faltenwurfs des Schaftes beim Gehen. Der Wetterschutzrand sollte aus diesen Gründen nicht zu breit sein. Synonyme: Gummigürtel, Gürtelrand.
Wholecut: Schafts, der abgesehen von den Nähten an der Schaftkante (Übergang zum Futter) nur noch eine Fersennaht hat. Diese reduzierte Art wirkt besonders gut bei Oxford-Modellen, weshalb sie dort auch häufiger zu sehen ist. Siehe „Plain“, „Seamless“.
Wiederaufarbeitung: Der Wiederaufarbeitungsservice umfasst das Neubesohlen und die Überarbeitung des Oberleders durch den Hersteller. Siehe: „Refurbishment“
Wildleder: Anschmiegsames, samtiges Rauleder aus Wildfellen (z. B. Elch, Hirsch, Reh, Gemse, Antilope), dessen Narben abgeschliffen wurde. Üblicherweise sämisch, formaldehyd- oder kombiniert gegerbt und kann auf der Fleischseite oder auf der abgestossenen Narbenseite zugerichtet werden. Umgangssprachlich wird der Ausdruck für alle Arten von Rauleder (Nubuk, Velours) verwendet.
Willow calf: Farbiges, das heisst nicht schwarzes Boxcalf. Siehe „Boxcalf“.
Wingtip: Amerikanische Bezeichnung für Flügelkappe. In den USA wurden Flügelkappen auch zur Verzierung von Westernstiefel im Businessstil eingesetzt (insbesondere zwischen 1940 und 1970). Oft sind diese Flügelkappen sehr klein und kurz gehalten. Seit einigen Jahren sind Wingtips in den Staaten für Westernstiefel wieder stärker gefragt und werden manchmal mit zusätzlichen Inlays verziert. Siehe „Flügelkappe“, „Inlay“.
WMS-System: Mitte des 20. Jh. vom Kölner Kinderarzt Prof. Erne Maier entwickeltes Schuhweiten-System. Maier liess 23.000 Kinderfüsse vermessen, bevor er mit Partnern aus der Schuhindustrie für jede Schuhgrösse drei Weiten anbot: Weit, Mittel und Schmal (daher die Bezeichnung). Inzwischen ein allgemein üblicher Standard in Kinderschuhgeschäften, die über entsprechende Messgeräte und geschultes Verkaufspersonal verfügen.